Als meine Freundin ging

Es war der 9. November 2019, als mich mein Onkel ungewöhnlich früh weckte.
Ich sah ihn mit halboffenen Augen neben meinem Bett stehen und war verwirrt.
Da ahnte ich schließlich noch nicht, dass meine schlimmste Befürchtung Realität geworden war.

„Siana, mein Schatz, du musst aufsteh’n“, sagte er mit gebrochener Stimme. Das war das erste Mal, dass ich ihn so sah: Sein Gesicht war von beängstigender Blässe, die Augen blutrot.
Nachdem ich mich aufgerichtet hatte, setzte er sich auf mein Bett und umarmte mich.
„Prinzessin, ich muss dir leider etwas sagen…“ – doch bevor er sich weiter äußern konnte, erkundigte ich mich nach meiner Mutter: „Onkel, wo ist Mama, ist ihr etwas passiert?“
Sofort versuchte er mich zu beruhigen, indem er mich in seine Arme nahm. „Mama geht es gut, sie ist sehr früh zu deiner Cousine ins Krankenhaus gefahren.“

Er strich mit seiner Hand über mein Haar und setzte mit seiner Erklärung fort. Seine Stimme war zittrig und jedes weitere Wort kostete ihn sehr viel Kraft. „Du weißt, deine Cousine war über mehrere Jahre krank. Sie hat lange und tapfer gekämpft, weil sie bei uns bleiben wollte. Es war sehr anstrengend für sie, sodass die Müdigkeit sie überkam. Nun ist sie friedlich eingeschlafen und während sie sich ausruht, passen Gott und seine Engel auf sie auf.“

Tränen liefen mir über’s Gesicht. Mein Magen zog sich zusammen, mir wurde übel und plötzlich spürte ich ein unbeschreibliches Stechen in der Brust. Ich bekam schwer Luft und brachte kaum ein Wort heraus. Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich es überhaupt geschafft hatte, mich anzuziehen.
Tiefe Trauer überwältigte meine Familie und mich. Der Abschied kam viel zu früh.
Meine wunderschöne Cousine, meine erste und allerbeste Freundin – mit dem bezauberndsten Lächeln der Welt – ist nicht mehr da.

Aber ich erinnere mich täglich an sie und trage sie stets in meinem Herzen.

 

 

Siana Durguti / 1D / 2021

Fiction / Erlebniserzählung / Thema: Da war ich sehr traurig