Meine Sprachen und ich

 

Maya öffnete die Tür, so leise sie konnte. Sie trug ihre Schuhe in der Hand und ihr Make-Up war leicht verschmiert. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, um keinen Laut von sich zu geben. Maya schlich zum Treppenaufgang, als plötzlich das Licht anging. Sie zuckte zusammen und drehte sich langsam um. Ihre Augen wurden groß, als sie bemerkte, dass ihre Eltern mit finsterem Blicken und verschränkten Armen vor ihr standen. Maya ließ einen tiefen Seufzer hören, während sie die Augen genervt zusammenpresste.  

„Wir sind sehr enttäuscht von dir“, murmelte ihre Mutter und ihre Vater schüttelte frustriert den Kopf. 
Mayas Blick richtete sich auf den Boden, während sie ebenfalls ihre Arme verschränkte. 
„Wie kommst du auf die Idee, dich mitten in der Nacht aus dem Haus zu schleichen und irgendeinen Blödsinn anzustellen?“, meinte ihr Vater wütend. ,,Es hätte weiß Gott was passieren können. Du könntest jetzt halb tot in eine Grube liegen und niemand würde es wissen!“ 
„Aber es ist nichts passiert und mir geht es gut. Außerdem hättet ihr mich nie auf die Geburtstagsfeier gehen lassen“, erwiderte Maya leise. 

„Du bekommst Hausarrest und Handy-Verbot für zwei Wochen“, beschloss ihre Mutter. 
„Was?“, schrie Maya, ,,Das ist unfair!“ Sie drehte sich um und stürmte, so schnell sie konnte, die Treppen hinauf. „Warum könnt ihr nicht einfach wie die anderen Eltern sein?!“ Sobald sie in ihrem Zimmer ankam, schmiss sie die Tür hinter sich zu. Sie warf sich auf ihr Bett und vergrub ihr Gesicht in einem ihrer Kissen. Obwohl sie wegen des Streits noch tief in Gedanken versunken war, schlief sie wenige Minuten später ein. 
Am nächsten Morgen öffnete Maya verschlafen ihre Augen. Nur wenige Sekunden später fiel ihr der Streit von der vergangenen Nacht wieder ein. Sie verzog ihr Gesicht aufgrund der bösen Beleidigungen, die sie zu ihren Eltern gesagt hatte, die aber gar nicht so gemeint waren. Eigentlich wollte sie den ganzen Tag nur im Bett bleiben, doch sie konnte ihren Bauch grummeln hören.  

Sie erhob sich langsam vom Bett und beschloss, sich bei ihren Eltern zu entschuldigen. Maya wusste, dass es gefährlich war, nachts allein als Mädchen draußen zu sein und konnte die Sorgen der Eltern nachvollziehen, aber sie wollte eben auch unbedingt bei der Feier ihrer besten Freundin mit dabei sein. 

Sie ging langsam die Treppen hinunter und schlich in Richtung Esszimmer. Sie spielte nervös mit ihren Fingern, während ihr der leckere Geruch von Frühstück in die Nase stieg.  

Sobald sie im Esszimmer ankam, begann sie mit ihrer Entschuldigung.  
„Mama, Papa, es tut mir aufrichtig leid, wie ich mich gestern verhalten habe. Ich war euch gegenüber sehr unfair, aber ich wollte unbedingt auf die Feier gehen. Ich verstehe und akzeptiere es, wenn ihr mir Hausarrest und Handyverbot gebt.“ 

Ihre Eltern schauten Maya fragend und verwirrt ins Gesicht. Sie konnte sehen und hören, dass ihre Mutter ihre Lippen bewegte, doch sie konnte kein einziges Wort verstehen.  

Maya verzog ihr Gesicht und wusste nicht, was gerade los war.  
„Was ist das? Wieso kann ich euch nicht verstehen? Soll das ein Witz oder eine Bestrafung sein?“, erwiderte Maya. 

Doch als sie sich selbst zuhörte, bemerkte sie, dass sie plötzlich eine ganz andere Sprache sprach. Sie riss ihre Augen auf und schlug ihre Hand vor den Mund. Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie begann schneller zu atmen.  

Ihre Eltern und ihr kleiner Bruder bewegten wieder verzweifelt ihre Münder, doch Maya konnte noch immer nicht verstehen, was sie sagten.  

„Oh mein Gott!“, stieß Maya hervor, ,,was ist während der Nacht bloß geschehen?“ 

 

Fiona Thomas und Ujala Sharma // 7C // 2022