Der Raum war stickig, die Luft schwer und warm, als wollte sie jede Last des Lebens noch erdrückender machen. Die Möbel standen nüchtern und zweckmäßig, ohne etwas von sich preiszugeben, doch der Boden – kalt, glatt und leblos – dehnte sich unter mir wie ein endloser, leiser Vorwurf. Langsam kroch ich darüber hinweg, tastend und vorsichtig, wie ich es gewohnt war.
Über mir bewegten sich die Schatten, das rhythmische Klopfen von Schritten wie drohende Trommelschläge. Die Vibrationen drangen bis zu mir hinab, schwer und unausweichlich. Ich wusste, dass ich gesehen worden war. Die Stille nach dem Augenblick des Entdeckens war schlimmer als jedes Geräusch. Sie lastete auf mir wie ein Urteil, das keinen Einspruch duldete.
Ein Schuh hob sich. Langsam. Die Sohle, eine dunkle, gewaltige Wand, ragte über mir auf. Ich sah sie kommen, die Bewegung unerbittlich und endgültig. Eine zögernde Sekunde – ich hätte fliehen können. Doch wohin? Was hätte es genützt?
„Igitt.“ Die Stimme klang genervt, fast gleichgültig, ohne Hass, ohne Zorn. Es war kein persönliches Urteil, nur ein Reflex, ein instinktives Abtun. Mein Leben war nicht mehr als ein Makel in ihrer Welt.
Der Aufprall war hart, brutal. Ich wurde auf den kalten Boden zurückgedrückt, mein Panzer splitterte, mein Inneres zitterte. Dunkelheit kroch an mir hoch, und dennoch war ich noch da. Noch hatte ich Gedanken, wenn auch nur für mich allein.
Es tut mir leid, dachte ich, dass mein Dasein deinen Blick beschmutzt hat. Doch ist mein Leben so gering, dass es ausgelöscht werden muss? War mein Erscheinen allein Grund genug für deine Verachtung? Hätte Schönheit mich gerettet? Oder wäre auch die zierlichste Gestalt unter deinem Fuß zerbrochen?
Die Schritte entfernten sich. Ihr Rhythmus verklang, und ich blieb liegen. Ein winziger Fleck, bald vergessen. Niemand würde den Tod eines Käfers betrauern. Doch während die Dunkelheit über mich kroch, blieb ein letzter Gedanke:
Vielleicht bin ich nur ein kleiner Knoten im großen Netz des Lebens. Aber auch Knoten halten die Struktur. Wer entscheidet, was unwichtig ist?
Vielleicht – nur vielleicht – hatte auch ich einen Platz in dieser Welt, bevor sie mich verneinte.
Leonie Haidinger
4C// Dezember 2024// Unterstufe// Fiktion